Weil nach den jüngsten Plänen der Deutschen Lufthansa die GDS wohl bald die höchstpreisige LH-Buchungsquelle für Reisebüros sind, meldet sich Amadeus noch einmal zu Wort. Amadeus ist als stärkstes GDS im Heimatmarkt der Lufthansa von den Tarifplänen besonders betroffen — und bezieht deutlich Stellung gegen den eigenen Gesellschafter Lufthansa.
„Die Fluggesellschaften, die [frische Full-Content-Verträge bei Amadeus] unterzeichnet haben, sind mit der Balance zwischen niedrigen Vertriebskosten einerseits und dem Mehrwert des effizienten Zugriffs der Reisebüros und Unternehmen auf wichtigen Content andererseits zufrieden“, schreibt das Unternehmen im „Positionierungs-Statement“. „Lufthansa hat es bisher abgelehnt, an diesem Programm zu partizipieren.“
Und weiter: „In der Praxis würde ein Reisebüro 4,90 Euro für die Nutzung des GDS zahlen — ungeachtet, ob es ein Low-Fare-Ticket für 100 Euro verkauft oder ein Business-Class-Ticket nach Tokio für 6500 Euro. In beiden Fällen beliefen sich die Vertriebskosten der Lufthansa bei dem neuen Modell auf null Euro.“
Der verständliche Wunsch von Lufthansa, die Kosten zu kontrollieren, müsse gegen die Tatsache abgewogen werden, „dass der Vertriebskanal Reisebüro den höchsten Gewinn für die Fluggesellschaften erwirtschaftet: Eine große europäische Airline kann erwarten, dass eine Reisebürobuchung durchschnittlich 70 Prozent mehr Einnahmen bringt als ein Ticket, das direkt gebucht wird. Nur Lufthansa kennt die Kosten des Direktvertriebs, aber diese sind definitiv höher als null Euro. Das heißt, Lufthansa will dem Vertriebskanal, der die höchsten Erlöse bringt, unverhältnismäßig hohe Kosten aufbürden.“
Dass Lufthansa ihre Buchungsseite Lufthansa-Agent.de bevorzuge, sei anzuerkennen. Amadeus weist jedoch noch einmal deutlich auf die fehlende Einbindung in Mid- und Backoffice-Prozesse hin, die vor allem für großvolumige Geschäftsreiseanbieter zum Problem werde.
„Amadeus wird mit Lufthansa weiterhin verhandeln und erwartet mit großem Interesse, wie jetzt die Reaktion der deutschen Reisebüros ist. Letztendlich wird deren Antwort ausschlaggebend sein für den Erfolg oder Misserfolg von Lufthansas Absicht, eine Preiserhöhung indirekt über deutsche Reisebüros durchzusetzen.“